Der letzte Grundstein: Der EUREF-Campus geht seiner Vollendung entgegen
Das Europäische-Energie-Forum, weltweit bekannt als EUREF-Campus, ist nicht nur „The Place to be“, wenn es um Energiewende, Klimawandel, Elektromobilität und Nachhaltigkeit geht, sondern auch eine imposante Ausstellung architektonischer Meisterleistungen. Seit 2008 sind auf dem 5,5 ha großen Areal rund um den Schöneberger Gasometer nicht nur die Bestandsgebäude aus rotem Backstein umweltgerecht saniert worden, sondern auch sechs neue Gebäudekomplexe hinzugekommen. Keine Einheitsarchitektur, wie man sie sonst gewohnt ist, sondern jedes Gebäude ein Unikat.
Am 24. August 2021 nun wurde der letzte Grundstein gelegt, womit das ambitionierteste Projekt startete: der Innenausbau des Gasometers, das finale Bauvorhaben auf dem Campus.
„Die Neugestaltung des Gasometers lehnt sich an das historische Bild des im Inneren des Gerüsts auf- und abfahrenden Teleskopbehälter des Niederdruckgasbehälters an. Hier errichtet die EUREF AG einen Neubau mit einer homogenen Fassadengestaltung.
Das graue, historische Stahlgerüst fungiert, mit einem Respektabstand von einem Meter, dabei als Rahmen für den runden Neubau. Das denkmalgeschützte Stahlgerüst bleibt somit in seiner Pracht erhalten und sichtbar. Mit jedem Geschoss wird gleichzeitig das Stahlgerüst denkmalgerecht in Stand gesetzt. Dies geschieht unter Einsatz von Laser- und Sandstrahltechnik.
Der grüne Stahlmantel, also der untere Teil des Gasometers, wird wieder zum Konferenzbereich, also zum Forum des EUREF-Campus.
Ab einer Höhe von 16 Metern aufwärts errichtet die EUREF AG im Gasometer ein Bürohaus mit rund 28.000 Quadratmetern Fläche. Die überwiegend gläserne Fassade wird eine hohe Transparenz des Gebäudes gewährleisten. In den oberen Etagen entstehen hinter der Stahl-Glas-Fassade Räume für Präsentationen und Events. Auf der obersten Etage des Neubaus wird eine Skylounge mit Terrasse errichtet, die der Öffentlichkeit zugänglich ist – der Blick über Berlin aus rund 66 Metern Höhe ist inklusive. Mehr als 200 Millionen Euro wird das Projekt kosten. 2023 soll es fertig sein. Die Deutsche Bahn wird mit 2.000 Mitarbeitenden in das Gebäude einziehen. 800 neue Arbeitsplätze entstehen. Von hier aus wir die DB die Digitalisierung des Konzern vorantreiben.
Durch die Weiternutzung des Gasometers als Gewerbefläche muss keine neue Fläche in Berlin versiegelt werden, keine Bäume werden gefällt. Die Arbeitsplätze werden auf einer bestehenden Gewerbefläche geschaffen – in einer Stadt, in der Gewerbeflächen knapp sind. So bleibt ein historisches Denkmal erhalten und wird gleichzeitig mit neuem Leben gefüllt.
„Manche Ingenieurbauwerke sind unbeabsichtigt schön. Dazu zähle ich den Gasometer, er steht exemplarisch für die Stahlbaukunst“ sagt Johannes Tücks. Er ist Vorstand der EUREF AG, von Beruf Architekt und zugleich der Chefplaner für den EUREF-Campus. „Früher wurde die Stadttechnik als hässlich betrachtet und hinter Pappeln verborgen, heute inszenieren wir diese Bauten und öffnen für sie Blickachsen im neuen Städtebau“.
So konnten bis zum Baubeginn auch die Führungen auf dem Gasometer stattfinden. Diese Führungen wurden seit Erwerb des Geländes der Öffentlichkeit ermöglicht, um diesen einzigartigen Blick genießen zu können.
Das geplante Gebäude wird als KfW-Effizienzhaus 55 errichtet. Es wird somit der Standard eines Niedrigst-Energiegebäudes umgesetzt, der die aktuellen genehmigungsrechtlichen Anforderungen an den Energiebedarf gemäß Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) sogar deutlich unterschreitet. Hier kommt neben der hochwärmedämmenden Gebäudehülle die primärenergetisch äußerst effiziente zentrale Wärme- und Kälte-Erzeugung unter Einbezug regenerativer Energien und Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz.
Die Energieversorgung ist – wie auch in den anderen Neubauten des EUREF-Campus – smart. Das bedeutet, dass nur Licht in den Räumen brennt, wenn sich Personen dort befinden. In den Abend- und Nachtstunden wird der Gasometer zudem durch Jalousien verdunkelt sein.“
Dass die Grundsteinlegung am 24. August mitten in den Berliner und Bundes-Wahlkampf fiel, ist Zufall. Der Start hätte auch schon früher stattfinden können, aber, die Hürden für ein Gebäude dieser Art sind hoch, nicht nur durch die notwendige Bürgerbeteiligung, sondern auch durch die Verwaltungsabläufe in den Amtsstuben bis hin zu den Beschlussfassungen in der Bezirksverordnetenversammlung.
Die Begrüßung der rund 200 geimpften oder getesteten Gäste blieb natürlich dem „Spiritus Rector“ des EUREF-Campus, Reinhard Müller, vorbehalten. Mit Abendschau-Urgestein Ulli Zelle war die Funktion des Moderators prominent besetzt.
Den Grundstein mauerten neben dem Polier Kristian Herrler und Udo Berner vom Bauunternehmen Wolff & Müller, die EUREF-Crew Reinhard Müller, Johannes Tücks und Heribert Günther, sowie Michael Müller, Ramona Pop, Angelika Schöttler, Jörn Oltmann und Matthias Steuckardt. Jetzt haben aber die Bauarbeiter das Sagen. Bleibt nur noch ein unfallfreies Bauen zu wünschen übrig. Glück auf, wie man andernorts zu sagen pflegt.
Quelle: EUREF
bearbeitet und kommentiert von Ed Koch