Challenges in Sustainability

Chancen in Krisenzeiten nutzen

Es gibt genügend Probleme zu bewältigen, um die Welt zu retten. Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall spürbar, ob Hitzewellen oder Flutkatastrophen. Niemand braucht in solchen Zeiten, in denen es darum geht, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakatastrophe wenigstens aufzuhalten, wenn schon nicht gänzlich zu verhindern, so etwas Unsinniges wie einen Krieg. Anstatt für das Überleben der Menschheit zu kämpfen, wird ein Land überfallen und werden Menschen getötet. Das allein genommen, ist schlimm genug. Wenn aber so ein verbrecherischer Akt auch noch dazu führt, dass wir in eine Energiekrise geraten, ist dies genau eine Krise zu viel.

Um zu beraten, welche Chancen es dennoch in Krisenzeiten gibt, ist es sinnvoll, wenn sich Experten mit der Generation an einen Tisch setzen, die in den nächsten Jahrzehnten versuchen müssen, die Welt nicht untergehen zu lassen.

Am 3. November fand auf dem Campus EUREF der TU Berlin ein Symposium zum Thema „Challenges in Sustainability: The Great Transition as a Challenge and Chance in Times of Crisis”, („Herausforderungen der Nachhaltigkeit: Der große Wandel als Herausforderung und Chance in Krisenzeiten“) statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der TU Berlin, Mobility2Grid, dem EUREF-Talent Campus und dem nexus Institut. In diesem Jahr wurde das Symposium durch die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gefördert und fand im Rahmen der „Berlin Science Week” 2023 statt. Im Mittelpunkt stand dabei die Förderung einer stärkeren Vernetzung von Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft.

Am Freitag, dem 3. November 2023, hat sich die Konferenz mit den wichtigsten Herausforderungen und Trends beim Übergang zu emissionsfreien Infrastrukturen befasst und dabei insbesondere die Bereiche Energie, Mobilität und Gebäude aus deutscher und europäischer Planungsperspektive hervorgehoben. Entscheidungsträger/innen aus Politik und Verwaltung sowie Branchenpioniere und Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen haben ihr Fachwissen, neueste Lösungen und innovative Ideen zur Bewältigung der heutigen Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit vorgestellt. Die Konferenz diente als einzigartige Plattform für sinnvolle Diskussionen, Networking und vertiefenden Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Industrie. Im Mittelpunkt stand die gemeinsame Vision für eine grünere und widerstandsfähigere Zukunft.

Das Podium war hochkarätig besetzt, unter anderem mit der TU-Präsidentin Geraldine Rauch, den TU-Professoren Hans-Liudger Dienel, Joachim Müller-Kirchenbauer, Dietmar Göhlich von Mobility2Grid, Alexander Reinhold von Convex Energy, Iris Bruckhaus von Schneider Electric, Bianca Stoehr von SPIE, Professor Martin Faulstich von der TU Dortmund, Birgit Detig von Arcadis, Barbara Engel vom Karlsruher Institut für Technologie, Benjamin Wagner von der Hochschule Bremerhaven, Richard Schmidt von WILO und Stefanie Wolff von NOW, um nur einige Namen zu nennen.

Im Anschluss an das Symposium fand am 4. November 2023 eine Alumni-Konferenz statt, die Absolventen, internationale Experteninnen und Experten und derzeit Studierende der kooperierenden Masterprogramme zu einem Wiedersehen mit gegenseitigem Lernen und Wissensaustausch zusammenbrachte.

Begrüßt wurden die Teilnehmenden am 3. November von Karin Teichmann, der Geschäftsführerin des TU-Campus EUREF gGmbH und Vorstandssprecherin der EUREF AG. Sie gab einen kurzen Abriss, was sich seit der Gründung des Campus im Jahre 2008 rund um die Themen Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende bis heute entwickelt hat. Sie ließ nicht unerwähnt, dass Politik, Presse und Wirtschaft am Anfang den Plänen skeptisch gegenüberstanden. „Aber: Heute sind wir eine der offiziellen Zukunftsorte Berlins.“ so Teichmann, und beantwortet gleich die Frage, was das bedeutet: „EUREF ist ein Ort der Begegnung von Wirtschaft und Wissenschaft.

Der Campus ist ein Ort, an dem Menschen arbeiten – aber auch lehren und lernen. Zusammen! Gemeinsam mit unseren Partnern des TU-Campus EUREF arbeiten wir an der Erstellung von Projekten und Veranstaltungen zur Unterstützung von Co-Innovation und Co-Creation auf dem EUREF-Campus. Denn wir alle wissen: Es braucht Mut und vor allem viel harte Arbeit, um etwas zu bewirken.“, sagte Karin Teichmann.

Sie wies in ihrer Rede darauf hin, dass Unternehmen wie die auf dem EUREF-Campus, etwas bewegen wollen, und deshalb auf ihre Mitarbeiter angewiesen sind. Sie appelierte an die Studierenden: „Bleiben Sie bitte auf dem Laufenden und helfen Sie mit, an einer besseren Zukunft zu arbeiten.“

„Wir brauchen politische Maßnahmen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Und deshalb sprechen wir als privater Immobilienentwickler so oft mit der Politik. Diese Maßnahmen erfordern gesellschaftliche Akzeptanz. Als Zukunftsort wollen wir dazu beitragen.“, so Teichmann.

Und „Last but not least: Es braucht Orte zum Diskutieren. Was den EUREF-Campus besonders macht, ist vor allem die Intelligenz der hier arbeitenden Akteure und ihr tägliches Miteinander. Das geht nur gemeinsam – dafür steht der Campus.

Hier arbeiten Weltklasse-Wissenschaftler. Denn unser Ziel ist dasselbe.

Wir müssen uns gegenseitig inspirieren. Und dafür brauchen wir einen echten, persönlichen Austausch untereinander.“, schloss Karin Teichmann ihre Rede.

Mit der Politik reden, heißt natürlich auch, die Politik reden zu lassen. Diesen Part übernahme der Staatssekretär der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Michael Biel.

Seine ersten Worte galten der Location: „Der EUREF-Campus ist einer der innovativsten Orte Berlins. Hier wird die Zukunft nicht nur gedacht, sondern bereits umgesetzt und aktiv gelebt. Es ist nicht verwunderlich, dass man sich hier ein wenig wie in einem echten Labor fühlt.“, sagte Biel.

Die Transformationsprozesse, die auf der Konferenz im Mittelpunkt standen, sind, so Biel, „ein Themenkomplex, der auch uns in der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Energie sehr am Herzen liegt. Denn es gibt mehrere parallele Transformationsprozesse, die sowohl unsere Wirtschaft als auch die Gesellschaft insgesamt vor große Herausforderungen stellen:

  • Die Digitalisierung schreitet immer noch rasant voran und verändert langjährige Geschäftsmodelle und Arbeitskompetenzen
  • Dekarbonisierung ist für die Zukunft unseres Planeten absolut notwendig, entwickelt sich aber auch schnell zu einem Aktivposten im internationalen Wirtschaftswettbewerb und nicht zuletzt
  • Demografische Veränderungen und der stark wachsende Bedarf an Fachkräften.“

„Mit seinen rund 180.000 Unternehmen und Betrieben, Deutschlands größtem Startup-Ökosystem und einer herausragenden Digital-, Gesundheits- und Kreativwirtschaft verfügt Berlin über beste Potenziale, diese Herausforderungen zu meistern.

Unser Ziel ist es, dass die Berliner Wirtschaft auch in den nächsten Jahren stärker wächst als der Bundesdurchschnitt.“, führte der Staatssekretär aus.

Und weiter: „Zuletzt hat sich die Berliner Wirtschaft in einer Zeit sich überschneidender Krisen als besonders widerstandsfähig erwiesen. Wir konnten die Folgen der Pandemie und die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelösten globalen Schockwellen mit Energiekrise, Lieferkettenproblemen und steigender Inflation überwinden und für weiteres Wachstum sorgen. Daher sind wir zuversichtlich, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Unser Ziel ist es, Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa zu entwickeln, der für Klimaneutralität, Energieeffizienz und höchste Wettbewerbsfähigkeit steht.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir die Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (InnoBB) entwickelt. Der Schwerpunkt der koordinierten Innovationspolitik beider Länder liegt auf der Stärkung und Förderung von Unternehmen, Wissenschaft und Forschungseinrichtungen in fünf großen Wirtschaftszweigen:

  • Gesundheitswesen
  • IKT-, Medien- und Kreativwirtschaft
  • Transport, Mobilität und Logistik
  • Optik und Photonik
  • Energietechnik

Unser Ziel ist es, in diesen Innovationsfeldern zu den weltweit führenden Unternehmen zu gehören und für Innovation und Wachstum in der gesamten Hauptstadtregion zu sorgen.“

„Ein weiteres, auch für Berlin sehr zentrales Thema“, so Michael Biel, „wird hier und jetzt debattiert: Der Fachkräftemangel. In diesem Zusammenhang hat die Bundesregierung kürzlich zahlreiche Gesetze geändert, insbesondere im Hinblick auf die Einwanderungsmöglichkeiten für ausländische Arbeitnehmer. Darüber hinaus setzen wir auf mehr Aus- und Weiterbildung sowie eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Berliner Wirtschaft.

Wir stärken Förderprogramme für Gründerinnen und Unternehmerinnen und setzen uns im Rahmen eines breiten Ausbildungsbündnisses das Ziel, die Zahl der Ausbildungsplätze bis Herbst 2025 um 2.000 zu erhöhen.

Um die tiefgreifenden Transformationsprozesse der Berliner Wirtschaft zu unterstützen, gehen wir auch neue Wege. Vor allem beim Thema Dekarbonisierung.

Die Energie- und Klimakrise ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit.

Der Schock und die Folgen des Ukraine-Krieges haben die Energiesituation drastisch verschärft, aber auch der Klimawandel hat sich beschleunigt.

Mit dem Sonderfonds „Klimaschutz, Resilienz und Transformation“ legen wir den finanziellen Grundstein dafür, dass Berlin schnellstmöglich unabhängiger von fossilen Energieträgern wird. Der Spezialfonds wird zunächst ein Volumen von fünf Milliarden Euro haben, kann später aber um bis zu fünf Milliarden Euro erweitert werden.

Wir werden Maßnahmen zur Energieeinsparung finanzieren und die Umstellung auf erneuerbare CO2-neutrale Energiequellen beschleunigen. Dies betrifft den Gebäudesektor, die Mobilität, die Wirtschaftswende sowie die Energieerzeugung und -versorgung.“

Michael Biel schloss seine Rede mit dem Hinweis: „Der Wohlstand unserer Stadt hängt ganz wesentlich davon ab, wie wirksam wir dem Klimawandel entgegenwirken.

Deshalb müssen wir Wirtschaftswachstum und Klimaneutralität ganz konkret verbinden und gemeinsam mit unseren Unternehmen die Energie- und Wärmewende, die Mobilitätswende und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben.“