Zukunftskonferenz der Industrie auf dem EUREF-Campus
Am 23. und 24. Juni fand auf dem EUREF-Campus der Tag der Industrie (TDI25) statt. Für die deutsche Wirtschaft hat die Industrie einen hohen Stellenwert und ist ein wichtiger Faktor für Wohlstand und Wachstum in unserem Land. Sie trägt etwa ein Viertel zur gesamten Wirtschaftsleistung bei und ist damit stärker vertreten als in vielen anderen Industrienationen.
Viel Prominenz beim TDI
Neben Bundeskanzler Friedrich Merz, Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Karsten Wildberger, Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung und Dorothee Bär, verantwortlich für Forschung, Technologie und Raumfahrt war auch EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič aus Brüssel angereist. Ulrike Malmendier, Mitglied des Sachverständigenrates und Lukas Savickas, Wirtschafts- und Innovationsminister von Litauen gehörten auch zu den Teilnehmenden. Besondere Aufmerksamkeit lag auf dem Besuch des Microsoft-Gründers Bill Gates am Vormittag des zweiten Veranstaltungstages. In den Diskussionsrunden traf Politik auf Wirtschaft, von Deutsche Bahn und Deutsche Bank, über RWE, Salzgitter und Siemens bis Deloitte, DHL und Hamburger Hafen.
Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts
Bundeskanzler Merz erinnerte in seiner Rede am Eröffnungstag daran, dass auf dem gleichen Podium im Gasometer vor sieben Wochen der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD unterzeichnet wurde und die neue Bundesregierung einen Tag später ihre Arbeit aufnahm. Die CEOs der Unternehmen lobten die Bundesregierung teilweise euphorisch für die ersten 50 Tage ihrer Amtszeit. Es seien in dieser relativ kurzen Zeit schon wichtige Weichen gestellt worden. Merz ging in seiner Rede natürlich auch auf die dramatische politische Weltlage ein, konzentrierte sich dann aber auf die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standortes. Dazu seien die ersten Schritte eingeleitet worden. „Wir haben seit zwanzig Jahren in Deutschland keine Steuersenkungen mehr gehabt. Wir machen sie in einer Koalition zusammen mit den Sozialdemokraten.“, sagte Friedrich Merz, begleitet vom Applaus der Anwesenden.
Neue Zeiten, neue Antworten
Das Motto der Konferenz lautete: „Neue Zeiten, neue Antworten.“ BDI-Präsident Peter Leibinger forderte die Regierung auf, den eingeschlagenen Reformkurs entschlossen fortzusetzen. Eine starke Wirtschaft sei auch eine entscheidende Voraussetzung für die Stärkung von Souveränität und Gesamtverteidigung. Was in früheren Zeiten bei Konferenzen dieser Art kaum Erwähnung fand, wurde dieses Mal explizit angesprochen, nämlich das die deutsche Industrie die Verteidigungsfähigkeit als eine vordringliche, gemeinsame Aufgabe von Staat und Wirtschaft sieht und Verantwortung für die Sicherheit des Standorts übernehmen will.
Innovationskraft als wichtiger Treiber
Die deutsche Industrie trägt zur Verteidigungsfähigkeit mit ihrem breiten Spektrum an Knowhow, Innovationskraft und Produktionsfähigkeiten bei. Aber auch für die gesamtgesellschaftliche Resilienz sind industrielle Fähigkeiten unverzichtbar, wie für die Sicherung von Grundversorgung und Logistik, den Schutz von Infrastrukturen und Produktionskapazitäten und die Bereitstellung ziviler und militärischer sicherheitsrelevanter Güter.
BDI-Präsident spricht Rückgang des BIP an
Nicht unerwähnt ließ der BDI-Präsident, dass für 2025 ein Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent prognostiziert wird. Belastend wirken insbesondere die angekündigten US-Zölle, die, sollten sie in Kraft treten, die deutsche Wirtschaft etwa 0,3 Prozentpunkte Wachstum kosten dürften. Die Industrieproduktion liegt weiterhin um deutliche 9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, die Kapazitätsauslastung beträgt nur 77 Prozent.
Hohe Erwartungen an die Politik
Deshalb ist die Erwartungshaltung an die Politik groß. Es muss aufwärts gehen, koste es, was es wolle. Friedrich Merz war so ehrlich, die atemberaubenden Sondervermögen Schulden zu nennen. Finanzminister Lars Klingbeil hält sie für unvermeidbar und alternativlos, weil man den kommenden Generationen eine intakte Infrastruktur hinterlassen müsse. Hand in Hand wollen nun Wirtschaft, Industrie und Politik Deutschland wieder auf die vorderen Plätze der Entwicklung bringen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche forderte, dass Deutschland wieder zur Weltspitze aufschließen muss.
Mehr Dynamik, Marktwirtschaft und Wettbewerb notwendig
Es brauche mehr Dynamik, mehr Marktwirtschaft, mehr Wettbewerb – und es brauche auch mehr Siegeswillen. Friedrich Merz wird nicht müde zu betonen, dass seine Mitbürger mehr leisten müssen. Alle sehnen sich nach schneller bauen, pünktlicher ankommen mit der Bahn, zeitnahe Termine beim Bürgeramt, weniger Formulare, mehr Digitalisierung und vieles mehr. Die positive Stimmung, die die neue Bundesregierung schon in den ersten Wochen ihrer Amtszeit verbreitet, war im Gasometer spürbar. Die Erwartungshaltung ist groß und alle würden sich schon freuen, wenn die Koalition ohne Streit wie in der Vorgängerregierung üblich, auskäme.
Unter den prominenten Gästen auch Bill Gates
Bei aller Wertschätzung gegenüber den zahlreichen Akteuren der Konferenz, war natürlich der Auftritt von Bill Gates mit besonderer Spannung erwartet worden. Kein Platz blieb am Vormittag des zweiten Veranstaltungstages im Gasometer frei. Bill Gates, der im Oktober dieses Jahres 70 Jahre alt wird, gründete 1975 gemeinsam mit Paul Allen Microsoft. Gates zeigte sich in seinem Gespräch mit dem BDI-Präsidenten Leibinger optimistisch bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die gegenwärtige politische Lage der USA unter der Trump-Regierung wurde natürlich auch angesprochen. BDI-Präsident Peter Leibinger fand die richtigen Worte: Die Verbindungen zu den Menschen in den USA werden diese Zeit überstehen.
Text: Ed Koch