Schreck am Morgen in der Torgauer Straße
Diejenigen, die die Ankündigung nicht gelesen hatten, bekamen heute früh einen Schreck. Kurz nach Fertigstellung des EUREF-Campus war die Torgauer Straße ganztags gesperrt worden, aber nur für Fahrzeuge. Was war geschehen? Eigentlich sollte die finale Asphaltierung vor dem 1. Juni erfolgen. Wegen schlechten Wetters musste die Aktion aber auf den heutigen Tag verschoben werden.
Sie ist nur eine kleine Straße, die parallel zur S-Bahntrasse am Bahnhof Schöneberg verläuft, auf der man früher vom Sachsendamm bis in die Rote Insel hineinfahren konnte. Das ist schon lange nur noch Fahrradfahrenden möglich. Autos, die hier reinfahren, haben nur ein Ziel, nämlich den EUREF-Campus. Die Straße war noch mit dem guten alten Kopfsteinpflaster aus der Gründerzeit Berlins versehen. 15 Jahre lang dauerte die Entwicklung des alten Schöneberger Gaswerkgeländes zum Europäischen Energieforum, und genauso lange die Ertüchtigung der Torgauer Straße. Die Fahrt über das Kopfsteinpflaster war eine Zumutung.
Man könnte Bücher darüber schreiben, warum es so lange gedauert hat, diesen kleinen Straßenabschnitt mit einem vernünftigen und umweltfreundlichen Belag zu versehen. Dass die EUREF AG die Kosten für das Projekt übernehmen wollte und übernommen hat, trug nicht dazu bei, dass die Baumaßnahme früher hätte fertiggestellt werden können.
Auf dem Campus haben gegenwärtig alle gute Laune. Das Werk ist vollbracht. Die Verantwortlichen liefen in den letzten Wochen zwar leicht auf dem Zahnfleisch, aber, es ist gelungen. Der Campus erstrahlt in voller architektonischer Schönheit, ein Juwel Mitten in Schöneberg. Niemand hat mehr Lust, über frühere Probleme mit der Bezirksverwaltung zu sprechen, die das Gesamtvorhaben immer wieder ausbremste. Deshalb hier der Versuch einer Kurzfassung über den Belag auf der Torgauer Straße.
Am 12. September 2023 besuchte die damalige Verkehrssenatorin Manja Schreiner den EUREF-Campus und Reinhard Müller stellte ihr ein besonderes Granulat vor, das die Dalhoff Straßen- und Tiefbau GmbH verwendet. Es handelt sich um CO2-reduzierten Asphalt, der zugleich doppelt so haltbar ist wie klassischer Straßenbelag, weil dem Rohöl-produkt Bitumen recycelter Kunststoff beigemischt wird. Diese sogenannten EcoFlakes wurden in einem gemeinsamen Projekt von Fraunhofer Institut und der Universität Kassel entwickelt und umfangreich geprüft.
Anfang Dezember 2023 sollte der neue Belag aufgetragen werden. Daraus wurde nichts, denn das Bezirksamt teilte mit, dass der alternative Asphalt den Anforderungen nicht entspräche. Dass bereits im Mai 2023 17 Straßen in Deutschland, Österreich und im fernen Nepal mit dem Belag versehen wurden, zählte nicht, auch nicht, dass die Herstellerfirma ecopals 2022 den Innovationspreis Berlin Branden-burg verliehen bekam.
„Die EcoFlakes verringern die CO2-Emissionen im Straßenbau um 30 Prozent, verlängern die Lebens-dauer des Asphalts, ersetzen Teile des Bitumens und reduzieren die Materialkosten um 20 Prozent. Mit der von ecopals entwickelten Technologie können so weltweit bis zu 11,4 Millionen Tonnen Altplastik pro Jahr wieder einem Sinn zurückgeführt werden und 27,4 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.“
Anfang Dezember 2023 wurde also konventioneller, das Klima belastender Baustoff verwendet. Heute nun, am 11. Juni 2024, wurde die zweite Schicht aufgetragen, und siehe da, es ist der anfangs geplante umweltfreundliche Belag. Die Bemühungen der früheren Senatorin Manja Schreiner haben also doch noch zum Erfolg geführt. Danke und Gute Fahrt.
Redaktion: Ed Koch