Ingenieur Summit 2025 auf dem EUREF-Campus
Gut geplant ist halb gebaut
500 Milliarden Sondervermögen, also Schulden auf die Zukunft, stehen in den nächsten zwölf Jahren für die Ertüchtigung der Infrastruktur zur Verfügung. Eine Summe, die sich mächtig gewaltig anhört, aber angesichts des teilweise maroden Zustands eben dieser Infrastruktur, bei weitem nicht ausreichend ist. Aber, nicht meckern, sondern sich freuen, dass überhaupt diese Mittel zur Verfügung stehen, sagte der bayerische Staatsminister für Wohnen, Bauen und Verkehr, Christian Bernreiter, beim Ingenieur Summit 2025, dem Gipfeltreffen der Planungsbranche am 5. Juni im Gasometer auf dem EUREF-Campus, an dem rund 500 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Ingenieurwesen teilnahmen. Veranstalter des Ingenieur Summit 2025 waren in diesem Jahr erstmalig gemeinsam die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure.
Die hoch motivierte Planer-Branche hatte sich versammelt, um alle Facetten der Infrastruktur zu diskutieren, vom Hochbau, über die Finanzierung kommunaler Investitionen bis hin zum Digitalen und natürlich der Künstlichen Intelligenz (KI), an der heute niemand mehr vorbeikommt.
Ingenieur Summit auf dem EUREF-Campus mit hochkarätigen Gästen
Das Eingangsstatement hielt der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr, Christian Hirte. Die seit langem geplante Veranstaltung wäre eigentlich in den Wahlkampf gefallen, denn ursprünglich sollte im September 2025 gewählt werden. Vorteil der vorgezogenen Neuwahl wegen des Ampel-Aus ist nun, dass man schon jetzt weiß, mit wem man es in den nächsten vier Jahren zu tun hat und was erwartet werden kann.
Natürlich dämpfte der Staatssekretär die Begehrlichkeiten der Länder und Kommunen, denn diese sind hoch, und zwar aus gutem Grunde, weil an allen Ecken und Enden vieles im Argen liegt. An der Spitze der Prioritätenliste des Verkehrsministeriums stehen gleich mehrere Projekte. Mobilität bewege unser Land, so Hirte. Sie sei der „Blutkreislauf“ unserer Gesellschaft. Es müsse eine „robuste Infrastruktur geschaffen“ und die Modernisierung „hinbekommen“ werden. Die Ertüchtigung und der Erhalt des Bestands stehen jedoch vor vom Ausbau. Also: vorhandene Bahnschienen erneuern, anstatt neue Strecken schaffen; Autobahnen sanieren, anstatt neue bauen. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. „Kernprojekt“ des Ministeriums sei die Schiene, die funktionieren müsse, der Verkehrsträger Nummer Eins bleibe aber die Straße.
Bauen und dabei die CO2-Immissionen im Blick behalten
Um all das zu erreichen, ist das Planungsrecht zu beschleunigen. Wie oft hat man diesen Satz schon gehört. Die CO2-Immissionen müsse man im Blick behalten, die Klimaziele dürfen nicht verfehlt werden, die Ladeinfrastruktur muss ebenso erweitert werden wie autonomes und vernetztes Fahren. Das Statement des Staatssekretärs glich einer Regierungserklärung.
In den hochkarätig besetzen Diskussionsrunden, unter anderem mit Dr. Matthias Jacob, dem Vizepräsidenten Hochbau der Deutschen Bauindustrie, Dr. Katja Hüske von der DB InfraGO und dem technischen Geschäftsführer der Autobahn GmbH, Dirk Brandenburg, wurde mehrfach betont, dass es sich bei dem „Sondervermögen“ um die Finanzierung zusätzlicher Projekte handeln müsse und nicht für Maßnahmen des regulären Haushaltsverwendet werden dürfe.
EUREF-Campus erfüllt schon jetzt die Klimaziele
In der Mitte der Veranstaltung wurde Reinhard Müller, Gründer des EUREF-Campus, von der ZDF-Moderatorin Eva-Maria Lemke zu einem Intermezzo auf die Bühne gebeten. Wie er es geschafft habe, den EUREF-Campus schon 2014 klimaneutral zu machen, antwortete Müller, „Durch Willenskraft!“ Müller ließ die Probleme auf dem Weg dorthin nicht unerwähnt. Viele hätten gesagt, dass es nicht funktionieren würde. Der Campus wurde von Anfang an so aufgebaut, um zu zeigen, dass man klimaneutral sein kann. Alle würden über das Thema Energiewende reden. Es müsse davon ausgegangen werden, dass etwas Dramatisches passiere, so Müller. Die Bundesregierung werde die Klimaziele nicht verändern, am 1.1.2027 beginnt die CO2-Bepreisung. „Ich kann nur sagen, viel Spaß, wir nicht, weil wir die Klimaziele erfüllen. Für 1,18 Euro pro Monat heizen und kühlen wir auf dem Campus.“
Text: Ed Koch