Neu auf dem EUREF-Campus: Sunfire

Ein Leben ohne fossile Brennstoffe…

…ist möglich. Wenn EUREF-Chef Reinhard Müller Besuchergruppen über den Campus führt, sagt er gern, dass alles bereits erfunden sei, man müsse es nur umsetzen.

Christopher Frey ist bei Sunfire für politische Beziehungen zuständig und stellte uns im Gespräch sein Unternehmen vor, das seit Mai auf dem Campus seine Büros in Bau 10/11 bezogen hat. Noch sind es nur sechs Beschäftigte, bald sollen es 15 bis 20 sein. Insgesamt sind bei Sunfire mehr als 370 Leute beschäftigt. Und: Neue Mitarbeitende werden dringend gesucht. Die Zentrale befindet sich in Dresden, wo das Unternehmen 2010 gegründet wurde. Weitere Standorte sind Solingen und Monthey in der Schweiz, wo auch produziert wird. Und jetzt hat Sunfire ein Büro in der Hauptstadt eröffnet, natürlich auf dem EUREF-Campus. Der Kontakt kam im August 2021 zustande, als die EUREF-Energy Innovation GmbH in Rostock das deutschlandweit erste Schiff, das durch synthetischen Kraftstoff betrieben wird, vorstellte. Sunfire half bei der Beschaffung des nachhaltigen Dieselersatzes, der auf der Basis von grünem Wasserstoff hergestellt wird.

Und damit sind wir schon bei dem, womit sich Sunfire beschäftigt, nämlich Anlagen herzustellen, die Wasserstoff produzieren – sogenannte Elektrolyseure. Notwendig dazu ist neben Wasser auch Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Solar. Der produzierte Wasserstoff ermöglicht jenen Branchen, die traditionell einen riesigen CO2-Fußabdruck haben, die Dekarbonisierung. Dazu gehören die Stahl- und Chemieindustrie. Der Wasserstoff kann auch im Schwerlastverkehr eingesetzt werden – zum Beispiel in einem Wasserstoff-Truck, wie er Anfang Dezember 2021 auf dem EUREF-Campus vorgestellt wurde. Die gegenwärtig noch äußerst erdgasabhängige Stahl- und Chemieindustrie könnte sich mit Wasserstoff in absehbarer Zeit weitgehend unabhängig machen.

Die Elektrolyse-Technologie ist keine neue Erfindung, sie ist bereits seit 100 Jahren industriell im Einsatz. Bis vor drei Jahren fand sie allerdings nicht die Beachtung, die sie verdient hätte. Erst im Zuge der Energiewende ist die Wasserstoff-Technologie aus der Nische in den Fokus gerückt, sagt Christopher Frey. Der Ukraine-Krieg und der gebotene Rückzug aus der Abhängigkeit von fossilen Gas- und Ölimporten haben die Dringlichkeit des schnellen Ausbaus noch verschärft. Sein Unternehmen entwickelt, produziert und installiert Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff. Verständlicherweise ist die Nachfrage enorm angestiegen.

Anlagen werden im Schnitt für zehn bis 50 Megawatt gebaut, aber auch die Nachfrage nach 100-Megawatt-Anlagen wächst. Bis 2030 wird eine installierte Leistung von mehr als 100 Gigawatt allein in Europa angestrebt. Da die Hersteller aktuell aber nur jährlich Anlagen für knapp zwei Gigawatt an den Start bringen können, kann man sich leicht ausrechnen, dass sehr viel passieren muss, um die Leistung zu steigern. Wasserstoff-Unternehmen wie Sunfire müssen skalieren, die Politik muss den regulatorischen Rahmen vorgeben und die Industrie ist gefordert, Investitionsentscheidungen zu treffen. Christopher Frey hält das Erreichen des Ziels für ambitioniert, aber erreichbar.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ein Leben ohne die fossilen Brennstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas möglich ist, weil die Alternativen vorhanden sind. Spät, aber vielleicht nicht zu spät, haben das Politik und Industrie erkannt. Nun kommt es darauf an, den vorgezeichneten Weg konsequent zu beschreiten und den Wasserstoffhochlauf mit den geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.

Mit Christoper Frey sprach Ed Koch